Im Gespräch erzählt eine Frau im Pensionsalter,
dass sie ihren Ehepartner mehrmals während ihrer langjährigen Beziehung dazu
bringen wollte, sich Unterstützung von aussen holen, um ihre gemeinsamen
Konflikten endlich lösungsorientiert besprechen zu können. Er hat nie eingewilligt. Heute vor den Scherben
ihrer Beziehung stehend, fragt sie mich: Hätte
ich ihn denn zwingen müssen?
Ja!
Wir können unseren Partner nicht zwingen mit uns glücklich
zu werden, uns zu verstehen, uns zu lieben – aber wir können ihn/sie dazu zwingen,
sich mit uns und unserer Beziehung auseinanderzusetzen. Wobei das Wort zwingen
eigentlich falsch ist. Beide Ehepartner haben irgendwann, ob auf dem Standesamt,
in der Kirche oder bei einer freien Trauung das Versprechen abgegeben, ihre
Verantwortung in der Beziehung wahrzunehmen - sie haben sich ein Eheversprechen gegeben. Zu diesem Versprechen gehört zuallererst die Verantwortung, sich ernsthaft mit
Konflikten auseinanderzusetzen. Wenn dies im Zweiergespräch nicht mehr möglich
ist, so sind beide Partner verpflichtet, Unterstützung von aussen zuzulassen - genauso wie eine Grippe zuerst mit Hausmittelchen behandelt wird, wenn sie aber
hartnäckig ist, ganz selbstverständlich ein Arzt zugezogen wird.
Wie gehe ich aber vor, wenn der Partner von externer
Unterstützung bei Beziehungskonflikten nichts wissen will. Klar kann ich dem
Frieden zuliebe zurückstecken, es halt weiterhin im Zweiergespräch versuchen –
ob’s nützt? Wenn ich resigniere, bröckelt unsere Beziehung schon gewaltig und wird
dereinst mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in Scherben vor mir am Boden liegen.
Ich bleibe deshalb sinnvoll beharrlich. Nicht heute und
morgen muss das Gespräch mit externer Unterstützung erfolgen - aber übermorgen!
Wenn es im Gespräch nicht möglich ist meinen Partner mit dieser Forderung zu konfrontieren, ist ein von
Hand geschriebener Brief ein gutes Mittel dazu – so persönlich wie damals die
Liebesbriefe:
- Du bedeutest mir viel und ich möchte mit dir eine gelingende Beziehung leben.
- Wir schaffen es nicht (mehr) unsere Konflikte lösungsorientiert zu besprechen.
- Wir brauchen externe Unterstützung.
- Du darfst die Person die uns unterstützt auswählen und den genauen Termin festlegen, er muss aber in den nächsten drei Monaten sein.
- Wenn du möchtest, unterstütze ich dich gerne dabei.
Und wenn der Partner sich verweigert?
Dann hole ich mir Unterstützung für mich allein in Form
eines Coachings – oder ich lasse meinen Partner über unsere Beziehung bestimmen ...
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