Samstag, 2. Dezember 2017

Sie will .... er nicht!




Im Gespräch erzählt eine Frau im Pensionsalter, dass sie ihren Ehepartner mehrmals während ihrer langjährigen Beziehung dazu bringen wollte, sich Unterstützung von aussen holen, um ihre gemeinsamen Konflikten endlich lösungsorientiert besprechen zu können. Er hat nie eingewilligt. Heute vor den Scherben ihrer Beziehung stehend, fragt sie mich: Hätte ich ihn denn zwingen müssen?

Ja!

Wir können unseren Partner nicht zwingen mit uns glücklich zu werden, uns zu verstehen, uns zu lieben – aber wir können ihn/sie dazu zwingen, sich mit uns und unserer Beziehung auseinanderzusetzen. Wobei das Wort zwingen eigentlich falsch ist. Beide Ehepartner haben irgendwann, ob auf dem Standesamt, in der Kirche oder bei einer freien Trauung das Versprechen abgegeben, ihre Verantwortung in der Beziehung wahrzunehmen - sie haben sich ein Eheversprechen gegeben. Zu diesem Versprechen gehört zuallererst die Verantwortung, sich ernsthaft mit Konflikten auseinanderzusetzen. Wenn dies im Zweiergespräch nicht mehr möglich ist, so sind beide Partner verpflichtet, Unterstützung von aussen zuzulassen - genauso wie eine Grippe zuerst mit Hausmittelchen behandelt wird, wenn sie aber hartnäckig ist, ganz selbstverständlich ein Arzt zugezogen wird. 

Wie gehe ich aber vor, wenn der Partner von externer Unterstützung bei Beziehungskonflikten nichts wissen will. Klar kann ich dem Frieden zuliebe zurückstecken, es halt weiterhin im Zweiergespräch versuchen – ob’s nützt? Wenn ich resigniere, bröckelt unsere Beziehung schon gewaltig und wird dereinst mit grosser Wahrscheinlichkeit auch in Scherben vor mir am Boden liegen.
Ich bleibe deshalb sinnvoll beharrlich. Nicht heute und morgen muss das Gespräch mit externer Unterstützung erfolgen - aber übermorgen! Wenn es im Gespräch nicht möglich ist meinen Partner mit dieser Forderung zu konfrontieren, ist ein von Hand geschriebener Brief ein gutes Mittel dazu – so persönlich wie damals die Liebesbriefe:
  • Du bedeutest mir viel und ich möchte mit dir eine gelingende Beziehung leben.
  • Wir schaffen es nicht (mehr) unsere Konflikte lösungsorientiert zu besprechen.
  • Wir brauchen externe Unterstützung.
  • Du darfst die Person die uns unterstützt auswählen und den genauen Termin festlegen, er muss aber in den nächsten drei Monaten sein.
  • Wenn du möchtest, unterstütze ich dich gerne dabei.

Und wenn der Partner sich verweigert?
Dann hole ich mir Unterstützung für mich allein in Form eines Coachings – oder ich lasse meinen Partner über unsere Beziehung bestimmen ...
... bis er/sie mir offenbart dass er/sie mich nicht mehr liebt und jemand anderen gefunden hat!

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Sonntag, 12. November 2017

Sich aus Liebe trennen!




Eine gelingende Beziehung wird immer mit der lebenslangen Liebe gleichgesetzt. Von einer gelingenden Beziehung kann aber auch dann sprechen, wenn es dem Paar gelingt sich in Liebe zu trennen, wenn es spürt, dass es gemeinsam nicht mehr geht.  

Zu oft verharren Paare beieinander, bis die Konflikte und Demütigungen so massiv werden, dass auch eine gute Trennung nicht mehr möglich ist. Nach einer solchen Trennung bestimmt oft gegenseitiger abgrundtiefer Hass das weitere Leben. Natürlich kann man sich zukünftig einfach aus dem Weg gehen. Das ist aber nur möglich, wenn keine gemeinsamen Kinder da sind. Besonders tragisch sind oft Beziehungen, in denen ein Paar nur wegen den Kindern beisammen geblieben ist und sich trennt, wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Zuerst erleben die Kinder über Jahre eine Beziehung die nicht mehr funktioniert, dann zwei getrennte Elternteile, welche sich via Anwälte das Leben schwer machen, sich aber in Hass verbunden bleiben müssen. Die Kinder erleben sich in diesen beiden elterlichen Beziehungsphasen als ein zentraler Grund für all die Probleme.

Wegen der Kinder zusammenbleiben ist also ziemlich die schlechteste Idee, die ein Paar haben kann – sich aus Liebe trennen anderseits eine ziemlich gute! Wenn ich als Partner spüre, dass die gemeinsame Zeit vorbei ist, wenn es nicht mehr miteinander geht, wenn mir die Beziehung in ihrer Gesamtheit nicht mehr gut tut, ist es das grösste Geschenk, das ich meinem Partner/meiner Partnerin und vor allem auch den Kindern machen kann, dass wir uns trennen. Wir werden kein Liebes- und kein Ehepaar mehr sein, aber wir können ein gutes und glückliches Elternpaar bleiben. Denn was uns immer verbinden wird, ist die Liebe zu unseren Kindern - und Kinder brauchen liebende aber nicht unbedingt sich liebende Eltern.

Natürlich ist es manchmal bequemer einfach in der Beziehung zu verharren, bis die destruktiven Kräfte von selbst gross genug werden. Oft werden auch Affären bewusst oder unbewusst als Anlass genommen um eine Trennung zu provozieren – um Tatsachen zu schaffen. Fehlender Mut das Scheitern der Liebesbeziehung einzugestehen ist kein guter Umstand für eine gelingende Trennung.
Eine getrennte Beziehung kann dann eine gelingende Beziehung bleiben, wenn der Akt der Trennung sehr bewusst angegangen wird. Die Partner sind in einer solchen Situation sehr gefordert. Einfacher geht es, wenn sie sich Hilfe von aussen holen. 

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Dienstag, 31. Oktober 2017

Irgendwann sind alle Kompromisse gemacht





Kompromisse führen nicht zu nachhaltigen Lösungen, sondern leiten uns in eine Sackgasse an deren Ende unsere Forderungen unverrückbar aufeinanderprallen.

Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderung (Wikipedia).
Das entscheidende Wort beim Kompromiss ist Verzicht. Jedes Mal wenn ich einen Kompromiss schliesse, verzichte ich auf etwas. Nicht nur ich verzichte, auch meine Gegenpartei verzichtet. Diesen Verzicht werde ich solange verschmerzen können, solange mein Interesse an einer Sache grösser ist als der Verlust den ich durch den Kompromiss erleide.
Früher oder später kommt unvermeidlich der Moment wo die Verluste meine Interessen übersteigen – spätestens in diesem Moment sind alle möglichen Kompromisse gemacht. Ab jetzt werde ich auf meinen Maximalforderungen bestehen. Auch die Gegenpartei wird ihre Maximalforderungen auf den Tisch legen.
Eine wirkliche Problemlösung darf sich nicht darauf einlassen Kompromisse zu machen.

Schlüssel zu wirklichen Lösungen ist die Offenbarung der eigenen Bedürfnisse. Hinter jeder Forderung steckt ein tiefes Bedürfnis nach...
-          Autonomie
-          Gesundheit/Wohlbefinden
-          Integrität/Stimmigkeit
-          Sicherheit
-          Kontakt
-          Entspannung
-          Spiritualität
-          Sinn/Bedeutung

Wenn ich mich mit meinen Bedürfnissen wahrgenommen fühle, eröffnen sich auf einmal ganz neue Wege Konflikte zu lösen. Ich muss mit der Gegenpartei nicht mehr um meine Forderungen streiten, sondern wir können gegenseitig Wege suchen, wie wir gemeinsam unsere Bedürfnisse befriedigen können ohne dass jemand einen Kompromiss machen muss.

Mediation hilft solche Prozesse in Gang zu bringen – in der Paarbeziehung, in der Familie, an der Arbeitsstelle, unter Nachbarn, in der Gemeinde. Dabei spielt es keine Rolle ob zwei Menschen daran beteiligt sind oder zweitausend.

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