Coaching in seiner eigentlichen Form ist heute aus der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Menschen in Führungspositionen müssen ständig weitreichende Entscheidungen fällen. Da ist es unabdingbar, dass sie ihre Entscheidungswege ständig reflektieren. Dabei hilft der Coach.
Ein Coach ist also kein
Berater, er oder sie muss nicht einmal etwas vom Fachbereich des Klienten (des
Coachee) verstehen. Ein Coach berät seine Klienten nicht fachlich, sondern
führt sie zu ihrem eigenen Wissen und begleitet ihre Auseinandersetzung damit.
Noch vor 30 Jahren
brauchte es kaum Coaching. Die Wirtschaft funktioniert nach klaren Regeln und
wer etwas flexibel und visionär war, vielleicht es auch einfach so machte wie
man es schon immer gemacht hat, der hatte mehr oder weniger Erfolg.
Heute weiss niemand mehr
was in einem halben Jahr sein wird, umso wichtiger sind die gut reflektierten
Entscheidungswege – und damit das Coaching.
Auch in der Beziehung war
früher vieles klarer. In den letzten Jahrzehnten sind aber die religiösen, die
gesellschaftlichen und die ökonomischen Zwänge in der Ehe weggefallen.
Was bleibt ist die reine
Liebe, wie der Beziehungsforscher Gunther Schmidt konstatiert. Heute
entscheidet nur noch die gegenseitige Zuneigung ob ein Paar zusammenbleibt oder
nicht. Da aber eine Langzeitpartnerschaft eine stete Abfolge von Konflikten und
Krisen ist, macht dies die Sache nicht einfacher. Und sich einfach trennen,
wenn es nicht mehr lustig ist, scheint vor allem wenn Kinder da sind auch nicht
die allerbeste Möglichkeit.
Diese Öffnung von
Partnerschaften weg von äusseren Zwängen hin zu einem selbstbestimmten Mit-
oder Auseinander schraubt die Ansprüche an die Partner in schwindelerregende
Höhen. Es braucht schon eine sehr hohe Kommunikationskompetenz um all die
anfallenden Meinungsverschiedenheiten und Konflikte adäquat bewältigen zu
können.
Dazu kommt, dass praktisch
in allen Lebensbereichen die Anspruchshaltung der beiden Partner sich auf
unterschiedlichem Niveau befindet. Was für den einen absolut in Ordnung ist,
ist für den andern inakzeptabel. Während solche Unterschiede bei den Themen Zahnpastatube wieder zuschrauben oder schmutzige Wäsche in den Wäschekorb
entsorgen mit einigem guten Willen noch verhandelbar sind, werden sie bei
Themen wie der Kindererziehung oder gar der Sexualität zu einer wirklichen
Herausforderung für das Paar. Studien haben gezeigt, dass nirgends so wenig
über Sexualität gesprochen wird wie in langjährigen Beziehungen.
Der Grund dafür ist
überhaupt nicht der, dass sich die beiden sexuell ideal ergänzen und deshalb
Gespräche überflüssig wären.
Nach David Schnarch einem
bekannten amerikanischen Paartherapeuten ist es so, dass in der Sexualität
immer der Partner mit dem tieferen Bedürfnis den Umgang mit und die Häufigkeit
von sexuellen Kontakten vorgibt. Dass
hier einiges an Konfliktpotential vorhanden ist, scheint klar.
Wenn Paare sich bei
Schnarch nach 10 Ehejahren darüber beklagen, dass ihre Sexualität eingeschlafen
sei, so pflegt Schnarch zu antworten: Da
bin ich aber froh, dann ist bei ihnen ja alles normal!
Was folgt daraus für die
moderne Paarbeziehung? Alle Beziehungsratgeber empfehlen die Kommunikation als
Allheilmittel. Das ist sicher nicht falsch. Das Problem ist nur, dass es
ausserordentlich anspruchsvoll ist, in einer Langzeitbeziehung ein
reflektiertes Gespräch über unbefriedigte Sexualität zu führen, welches nicht
sehr schnell mit Vorwürfen und Gegenvorwürfen endet.
Ein Ausweg daraus ist die
Hilfe eines Beziehungscoaches in Anspruch zu nehmen. Der Beziehungscoach kommt
dann zum Einsatz, wenn es noch keine Paartherapie braucht, wenn also die
Beziehung eigentlich noch gut läuft. Die Aufgabe eines Beziehungscoaches ist es
auch nicht die Beziehung oder die Partner zu therapieren oder zu beraten,
sondern sie in der gemeinsamen Reflektion zu leiten. So schafft es das Paar die
anspruchsvollen Themen anzusprechen und Kommunikationsmuster einzuüben, welche
im Alltag Wirkung zeigen können.