Mittwoch, 28. Dezember 2016

Ich liebe mich - Voraussetzung jeder guten Beziehung





In dem Moment, in dem ich mit mir glücklich bin, kann ich mit jemand anderem glücklich sein.

1 Voraussetzung jeder glücklichen Beziehung, ist die Fähigkeit mit sich selbst zufrieden zu sein. Ich bin mir im Klaren, wer ich bin, was ich will und welche Ziele ich habe. Nur dann bin ich in der Lage mich mit einem Partner auseinanderzusetzen, der seine eigenen Ziele hat. Natürlich würde ich es gerne sehen, wenn er sich meinen Wünschen anpasst. Aber das gilt umgekehrt natürlich auch für mein Gegenüber. 

Wenn ich niemanden dazu verdamme, mich glücklich zu machen, kann ich mit jemand anderem glücklich werden. 

2 Ich übernehme die Verantwortung für mein Tun und Lassen, ich heile mich selbst, wenn Heilung nötig ist, wirke heilsam auf meine Verletzungen ein und stelle mich meinen Ängsten. Wenn ich Hilfe von aussen brauche, ist nicht mein Partner dafür zuständig sondern allenfalls Ärzte oder Therapeuten. 

3 Das gilt auch umgekehrt. Ich darf mich nicht für das Glück meines Partners verantwortlich fühlen. Natürlich darf und soll ich ihn unterstützen. Dabei muss ich aber ruhig bleiben und darf nicht überreagieren und selbst in Ängsten verfallen oder davonlaufen, wenn der Partner in solchen Ängsten gefangen oder anderweitig aufgebracht ist. 

Wenn dann jemand da ist, der in die gleiche Richtung geht, kann man ein Stück des Weges gemeinsam gehen – und sich wieder trennen – oder ein Paar werden – oder sogar eine Familie gründen.

4 Jede Partnerschaft wird eine Partnerschaft auf Zeit sein. Es gab eine (äusserst prägende) Zeit vor der Beziehung und es wird in jedem Fall eine Zeit danach geben (auf jeden Fall für einen der beiden). Es darf daher nicht sein, dass ich Lebensträume und Lebensziele der Beziehung wegen aufgebe. Es ist meine Aufgabe meinen  Lebensidealen treu zu bleiben, auch wenn diese nicht sofort umsetzbar sind. Eine sinnvolle Beharrlichkeit hilft mir mein Leben auch in einer Partnerschaft zu verwirklichen. Dazu braucht es die Fähigkeit mich mit den Problemen, die mich verwirren und mit denen ich in der Partnerschaft ringe, auseinanderzusetzen, sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, Unbehagen um des Wachstums willen zu ertragen.

Es sind dies die Vier Aspekte der Balance nach David Schnarch:
1 Stabiles und flexibles Selbst
2 Stiller Geist – ruhiges Herz
3 Massvolles Reagieren
4 Sinnvolle Beharrlichkeit

(David Schnarch, Intimität und Verlangen, Klett-Cotta, 2011)

Freitag, 9. Dezember 2016

Wenn Verliebtheit endet ...




Früher waren es die Märchen, heute zeigen uns die Hollywood-Romanzen das Konzept der romantischen Liebe auf. Wenn ich die Prüfungen bestanden und das Herz meiner Prinzessin/meines Prinzen erobert habe, dann steht der ewigen Liebe nichts mehr im Weg!
Wir glauben gerne daran…und werden bald eines Besseren belehrt.
Sich verlieben hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe entsteht erst, wenn Verliebtheit endet. Und dass am Ende der Verliebtheit die Liebe wartet, ist viel unwahrscheinlicher als wir wahrhaben wollen. Die richtig stürmische Verliebtheit dauert in der Regel etwa neun Monate. Das ist die Zeit in der die Hormone überschiessen und ich keine Minuten ohne meine/n Geliebte/n sein möchte. Oft ist dies eine Zeit des allumfassenden Glücks, ein einziger Magic Moment.

Nach dem ersten Jahr mündet die Verliebtheit in eine Phase in der es einfach gut läuft. Das Paar macht sich auf, gemeinsam die Welt zu entdecken. Der Wunsch nach Bindung entsteht. Zuerst wird die Verbindung offiziell gemacht. Der Status auf Facebook ist geändert, man bezieht eine gemeinsame Wohnung, unternimmt Reisen, geht an Konzerte … und beginnt die gemeinsame Zukunft zu planen.
Nach durchschnittlich vier Jahren endet dieses Phase und von der anfänglichen Euphorie ist nicht mehr viel übrig. Genau diejenigen Merkmale meines Partners, die ich anfänglich so toll fand beginnen mich zu nerven. Seine Beredtheit wird zur Besserwisserei, seine Ordnungsliebe zur Pedanterie, seine eloquentes Auftreten in der Öffentlichkeit zum ständigen Flirten mit andern Frauen/Männern. Das ganze passiert natürlich auch mit umgekehrten Rollen. Nach sieben Jahren erreicht die Sexualität den ersten Tiefpunkt.

Es stellt sich nun die Frage wie weiter. Das Paar muss sich entscheiden zwischen einer Trennung und einer Langzeitbeziehung – und erst jetzt taucht das Thema der Liebe auf. Geht es auf den Weg der Langzeitbeziehung, müssen sich die Partner auf einen langen, herausfordernden und streckenweise sehr mühsamen Weg einstellen.
Viel einfacher scheint der Weg der seriellen Monogamie. Man trennt sich nach fünf Jahren, verliebt sich neu und geniesst den nächsten 5-Jahreszyklus. Das ist ein Lebensentwurf der funktionieren kann. Das Problem ist einfach, dass das Paar oft nicht gleichzeitig das Ende des Zyklus realisiert und deshalb derjenige, der noch nicht an diesem Punkt angelangt ist, tief verletzt zurückbleibt. Das zweite Problem bei dieser Variante sind die gemeinsamen Kinder, die allenfalls schon da sind.

Wenn man sich aber einfach in sein Schicksal schickt und die Beziehung weiterführt, obwohl man eigentlich nicht mehr zufrieden ist damit, dann läuft man in die Triple-D Falle:
D – Desillusionierung:   Die Verliebtheit ist verschwunden, man ist im Alltag angekommen. Der Haushalt muss erledigt werden, die Kinderbetreuung organsiert sein, die Karriere vorangetrieben – da bleibt für Partnerschaft nicht mehr viel Zeit.
D – Desinteresse:   Der Alltag ist organisiert, eine tiefes Niveau an Lebenszufriedenheit erreicht, das Paar lebt nebeneinanderher – die Gewohnheit, die Bequemlichkeit, die Kinder hindern mich daran auszubrechen.
D – Demütigung:   Mein/e Partner/in ist schuld, dass ich nicht das Leben leben kann, welches ich mir erträumt habe. Ich stichle, ich rede schlecht über ihn/sie, ich betrüge ihn/sie … und bei jeder Art von häuslicher Gewalt ist das Paar an diesem Punkt angekommen.
Das kann definitiv nicht der Weg sein!

In den Triple-D Modus fallen die Paare, die nicht aktiv werden und versuchen einen andern Weg zu gehen. Dieser andere Weg kann nur Ko-Evolution sein: sich mit diesen destruktiven Mechanismen auseinandersetzen, Lebensträume austauschen, Sexualität auf die Traktandenliste setzen.
Dieser Weg ist anspruchsvoll, herausfordernd, kräfteraubend - aber von ewiger Liebe träumt, muss ihn gehen!

www.zeller-baumeler.ch

Samstag, 3. Dezember 2016

Die reine Liebe



  
Unsere Grosseltern haben noch eine Zeit erlebt, in der die Paarbeziehung in aller Regel eine lebenslängliche Schicksalsgemeinschaft war. Wer sich verheiratete, blieb in dieser ehelichen Gemeinschaft eingebunden, bis dass der Tod das Paar schied.
Gesellschaft wie auch Religion erlaubten eine Trennung nur unter ganz speziellen Umständen. Auch waren Geschiedene, insbesondere Frauen, stigmatisiert und der einzige Weg zurück in die Gesellschaft bestand aus einer erneuten Verheiratung. Wenn sich denn überhaupt nochmals ein heiratswilliger Mann finden liess.
Auch ökonomisch war eine Trennung fast nicht machbar. Die Frau war finanziell vom Mann abhängig. Sie hatte in der Regel keine Ausbildung und war allenfalls über Jahre auch nicht mehr berufstätig gewesen.

Heute sieht das anders aus. Die religiösen und gesellschaftlichen Zwänge sind gänzlich verschwunden. Es gehört in gewissen Kreisen schon fast zum guten Ton, dass man mindestens einmal geschieden ist.
Auch die ökonomischen Voraussetzungen haben sich verändert. Klar ist eine Trennung vor allem bei Niedrigverdienern die grösste Armutsfalle, insbesondere wenn das Paar Kinder hat. Aber möglich ist die Trennung in jedem Fall.

Wenn nun also die religiösen, die gesellschaftlichen und die ökonomischen Zwänge weggefallen sind, dann bleibt nur - die reine Liebe!
Das macht die ganze Sache nicht wirklich einfacher.

Ob ein Paar zusammenbleibt oder sich trennt, hängt davon ab, ob die Beziehung Spass macht, ob die Leichtigkeit noch vorhanden ist. Wer die normalen Verläufe von Beziehungen kennt, weiss, dass diese Leichtigkeit dem Paar spätestens nach 5 Beziehungsjahren mehr und mehr abhanden kommt. Folge davon ist, dass das Beziehungsmodell der seriellen Monogamie zusehends stärkere Verbreitung findet.
Das heisst, ein Paar bleibt zusammen, bis die Beziehungsarbeit anstrengend wird. Das ist so nach 5 bis 7 Jahren der Fall.
Dass dies nicht unbedingt ein neuzeitliches Phänomen ist, zeigt der Begriff des verflixten 7. Ehejahres, den es schon zu Grosselterns Zeiten gab. Auch  dauert eine Amour Fou seit jeher nicht länger als diese 5 Jahre, da eine Amour Fou sich ja von ihrem Wesen her nicht an Konventionen hält und schon immer von der Leichtigkeit der Beziehung abhängig war.

Wenn sich ein Paar also bewusst für eine Langzeitbeziehung entscheiden möchte, so tut es gut daran, sich ein inneres Gerüst zuzulegen, weil es sich nicht auf äussere strukturelle Hilfe von Gesellschaft und Religion zählen kann.
Ein solches inneres Gerüst ist der reflektierte Umgang mit den vorgegebenen Abläufen einer Beziehung. Sich gemeinsam bewusst sein, dass auch dieser Beziehung die ungezwungene Leichtigkeit abhanden kommen wird und die sexuellen Aktivitäten mehr und mehr abnehmen werden. Da hier früher oder später sehr grundlegende Themen angesprochen werden müssen, ist das Paar in der Regel damit überfordert. Es braucht schon sehr grosse kommunikative Ressourcen um diese Themen gemeinsam reflektieren zu können. So ist beispielsweise die Langzeitbeziehung der Ort, wo am wenigsten über Sexualität gesprochen wird.

Was dem Paar in diesem Moment oft wirklich weiterhilft, ist Hilfe von aussen. Dabei soll es sich aber um keine Ehetherapie handeln, denn es ist ja niemand krank, auch die Beziehung nicht. Auch eine Eheberatung ist der falsche Ansatz, da zuerst klar sein muss, was das Paar braucht. Das weiss aber nur das Paar selbst.
Was am Anfang steht, ist ein lösungsorientiertes Coaching. Der Coach führt das Paar zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Er hilft dem Paar herauszufinden, welche Lösungsansätze bei ihnen bereits in Ansätzen vorhanden sind – was sie mehr machen wollen und was nicht mehr.
All das weiss kein Therapeut und kein Berater, sondern nur das Paar selbst. Der Coach hilft dem Paar das herauszufinden und diese Themen anzupacken.

www.zeller-baumeler.ch