Samstag, 17. Juni 2017

Halb voll oder halb leer?




In einem Konflikt meine ich die richtige Sicht der Dinge zu haben. Die anderen liegen falsch. Dabei ist einfach ihr Standpunkt ein anderer. Wenn die eine Partei einem Aussenstehenden den Konflikt schildert, kann er meist deren Standpunkt genauso nachvollziehen, wie wenn das die andere Partei tut. 

Wer hat recht, ist das Glas halb voll oder halb leer? Es ist eben beides - halb voll und gleichzeitig halb leer, nur eines ist es nicht -  es ist nicht einfach halb. Wir definieren einen Bezugsrahmen, der unsere Meinung einbettet und ihr eine Ausrichtung gibt. In einem Konflikt bestehen so zwei Bezugsrahmen, die beide in sich stimmig sein können, sich gegenseitig aber mindestens in Teilen widersprechen.
Vertrauen wir die Lösung des Konfliktes einem Gericht an, so können wir nur enttäuscht werden. Der Richter wird sich nämlich aufgrund von Gesetzen und der Geschichte des Konfliktes für einen der beiden Bezugsrahmen als den richtigen entscheiden oder er wird einen dritten Rahmen definieren, der beide Konfliktparteien teilweise ins Unrecht setzt.

Eine Lösung wird es nur geben, wenn beide Parteien sich dazu entschliessen, sich ihre Bezugsrahmen gegenseitig zu erklären und sie sich ihre Interessen und Bedürfnisse schildern. Wenn eine Partei dies tun kann und spürt, dass die andere Partei ihr zuhört, ist anschliessend auch sie fähig zuzuhören. Wenn dann ein mindestens teilweises Verständnis der anderen Partei vorhanden ist, können gemeinsame Lösungen gesucht und gefunden werden. Dann ist nicht mehr wichtig, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, dann wird der Inhalt des Glases wichtig und wie er so verteilt wird, dass beide zufrieden sind.

Der 18. Juni ist der internationale Tag der Mediation!