Freitag, 2. März 2018

Versöhnung statt Rache


 


In den Bündner Bergen kamen in einer Lawine mehrere Menschen ums Leben. Der verantwortliche Tourenführer wurde von der Lawine nicht erfasst.
Die Staatsanwaltschaft Graubünden untersuchte den Fall und kam zum Schluss, dass dem Tourenführer kein fehlerhaftes Verhalten vorgeworfen werden kann. Die Untersuchung wurde eingestellt.
Jetzt haben die Angehörigen der Opfer vor Gericht eine erneute Aufnahme des Verfahrens erwirkt.
Was können die Gründe dafür sein:
-          Erhoffen sie sich finanzielle Entschädigungen vom Tourenführer?
-          Wollen Sie den Tod ihrer Angehörigen sühnen und erhoffen sich Gerechtigkeit durch die Verurteilung des Tourenführers?

Losgelöst vom geschilderten Fall kommt es immer wieder vor, dass sich Menschen von einem Gerichtsurteil finanzielle und moralische Gerechtigkeit erhoffen. Nun sagt aber eine alte Juristenweisheit, dass Recht und Gerechtigkeit zwei verschiedene Paar Schuhe seien.
Rechtlich können verschiedene Situationen eintreffen. Dabei ist eine Verurteilung der Verantwortlichen nur eine. Genauso gut kann das Verfahren erneut eingestellt werden, es werden Verfahrensmängel festgestellt oder das Verfahren ist verjährt. Sollte es aber trotzdem zu einem Gerichtsverfahren kommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Schuldige freigesprochen wird.
Sogar wenn jemand schuldig gesprochen und zu einer Entschädigungszahlung verurteilt wird, ist es in vielen Fällen so, dass diese Zahlungen einfach nicht geleistet werden. Dann müssen neue Prozesse angestrengt werden. Macht die verurteilte Firma oder Privatperson Konkurs, so nützt aber sogar das nichts. Glück hat man, wenn eine Versicherung für die Zahlung aufkommt.

Neben (oder zusätzlich zu) der Verurteilung könnte nun aber auch Versöhnung das Ziel eines Trauerprozesses sein - Versöhnung mit dem Schicksal und mit und für die Person, welche die Verantwortung getragen hat.
Für einen solchen Prozess gibt es die Mediation. Hier ist es möglich die Emotionen einzubringen und Trauer gemeinsam zu leben, aber auch zu überwinden - die Angehörigen der Opfer gemeinsam mit den Verantwortlichen. Denn Opfer sind alle, die Verstorbenen, deren Angehörige und die Verantwortlichen der Tour.
In der Mediation steht nicht die Schuldfrage im Mittelpunkt, sondern die Versöhnung.
Denn das Schicksal hat unser Leben in der Hand – und das Schicksal schert sich nicht um Gerechtigkeit.

www.werkraum-mediation.ch 

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