Freitag, 9. Dezember 2016

Wenn Verliebtheit endet ...




Früher waren es die Märchen, heute zeigen uns die Hollywood-Romanzen das Konzept der romantischen Liebe auf. Wenn ich die Prüfungen bestanden und das Herz meiner Prinzessin/meines Prinzen erobert habe, dann steht der ewigen Liebe nichts mehr im Weg!
Wir glauben gerne daran…und werden bald eines Besseren belehrt.
Sich verlieben hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe entsteht erst, wenn Verliebtheit endet. Und dass am Ende der Verliebtheit die Liebe wartet, ist viel unwahrscheinlicher als wir wahrhaben wollen. Die richtig stürmische Verliebtheit dauert in der Regel etwa neun Monate. Das ist die Zeit in der die Hormone überschiessen und ich keine Minuten ohne meine/n Geliebte/n sein möchte. Oft ist dies eine Zeit des allumfassenden Glücks, ein einziger Magic Moment.

Nach dem ersten Jahr mündet die Verliebtheit in eine Phase in der es einfach gut läuft. Das Paar macht sich auf, gemeinsam die Welt zu entdecken. Der Wunsch nach Bindung entsteht. Zuerst wird die Verbindung offiziell gemacht. Der Status auf Facebook ist geändert, man bezieht eine gemeinsame Wohnung, unternimmt Reisen, geht an Konzerte … und beginnt die gemeinsame Zukunft zu planen.
Nach durchschnittlich vier Jahren endet dieses Phase und von der anfänglichen Euphorie ist nicht mehr viel übrig. Genau diejenigen Merkmale meines Partners, die ich anfänglich so toll fand beginnen mich zu nerven. Seine Beredtheit wird zur Besserwisserei, seine Ordnungsliebe zur Pedanterie, seine eloquentes Auftreten in der Öffentlichkeit zum ständigen Flirten mit andern Frauen/Männern. Das ganze passiert natürlich auch mit umgekehrten Rollen. Nach sieben Jahren erreicht die Sexualität den ersten Tiefpunkt.

Es stellt sich nun die Frage wie weiter. Das Paar muss sich entscheiden zwischen einer Trennung und einer Langzeitbeziehung – und erst jetzt taucht das Thema der Liebe auf. Geht es auf den Weg der Langzeitbeziehung, müssen sich die Partner auf einen langen, herausfordernden und streckenweise sehr mühsamen Weg einstellen.
Viel einfacher scheint der Weg der seriellen Monogamie. Man trennt sich nach fünf Jahren, verliebt sich neu und geniesst den nächsten 5-Jahreszyklus. Das ist ein Lebensentwurf der funktionieren kann. Das Problem ist einfach, dass das Paar oft nicht gleichzeitig das Ende des Zyklus realisiert und deshalb derjenige, der noch nicht an diesem Punkt angelangt ist, tief verletzt zurückbleibt. Das zweite Problem bei dieser Variante sind die gemeinsamen Kinder, die allenfalls schon da sind.

Wenn man sich aber einfach in sein Schicksal schickt und die Beziehung weiterführt, obwohl man eigentlich nicht mehr zufrieden ist damit, dann läuft man in die Triple-D Falle:
D – Desillusionierung:   Die Verliebtheit ist verschwunden, man ist im Alltag angekommen. Der Haushalt muss erledigt werden, die Kinderbetreuung organsiert sein, die Karriere vorangetrieben – da bleibt für Partnerschaft nicht mehr viel Zeit.
D – Desinteresse:   Der Alltag ist organisiert, eine tiefes Niveau an Lebenszufriedenheit erreicht, das Paar lebt nebeneinanderher – die Gewohnheit, die Bequemlichkeit, die Kinder hindern mich daran auszubrechen.
D – Demütigung:   Mein/e Partner/in ist schuld, dass ich nicht das Leben leben kann, welches ich mir erträumt habe. Ich stichle, ich rede schlecht über ihn/sie, ich betrüge ihn/sie … und bei jeder Art von häuslicher Gewalt ist das Paar an diesem Punkt angekommen.
Das kann definitiv nicht der Weg sein!

In den Triple-D Modus fallen die Paare, die nicht aktiv werden und versuchen einen andern Weg zu gehen. Dieser andere Weg kann nur Ko-Evolution sein: sich mit diesen destruktiven Mechanismen auseinandersetzen, Lebensträume austauschen, Sexualität auf die Traktandenliste setzen.
Dieser Weg ist anspruchsvoll, herausfordernd, kräfteraubend - aber von ewiger Liebe träumt, muss ihn gehen!

www.zeller-baumeler.ch

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