Freitag, 17. Februar 2017

Das Ende der romantischen Liebe




Fünf Jahre dauert die romantische Liebe – egal wie gut die beiden Partner zusammenpassen!

Desillusionierung
Nach fünf Jahren ist jedes Paar desillusioniert. Wir haben definitiv realisiert, dass der Partner doch nicht der Traumprinz/die Traumprinzessin ist, für den/die ich ihn/sie einst hielt. Wir nehmen die weniger attraktiven Eigenschaften stärker wahr. Die sexuelle Attraktivität relativiert sich. Die Schnittmenge unserer individuellen sexuellen Identitäten ist ausgelotet, sexuelle Kontakte werden gleichförmig, manchmal sogar etwas langweilig.
Wir sind definitiv im Alltag angekommen.

Desinteresse
Es kommen Kinder auf die Welt. Unsere Lebenswelt wird neu geregelt. Wir sind jetzt Eltern und Berufsleute, das Liebespaar wird unwichtig – woher auch die Zeit und die Energie dafür nehmen. Im besseren Fall bringen wir Kinderbetreuung und Beruf einigermassen unter einen Hut. Aber so oder so sind wir jetzt eine Zweckgemeinschaft – Meinungsverschiedenheiten und Konflikte werden häufiger. Bald sind sie an der Tagesordnung.
Der andere sollte halt…müsste…könnte…

Demütigung
Ich beginne über den andern schlecht zu denken, mich bei andern Personen (der besten Freundin/dem besten Freund) über den Partner zu beschweren, schlecht über ihn/sie zu reden. Ich beklage mich über Einengung, über mangelnde Hilfe in der Kinderbetreuung, über zu wenig Verständnis für die Karriere…
Ich beklage mich in Gedanken bei meinem Partner, dann zwischen den Zeilen auch in Gesprächen und früher oder später kommt der Konflikt, in dem alles aufbricht. Jetzt kotze ich dem Partner all die kleinen Demütigungen, die Peanuts, die ich geschluckt habe, vor die Füsse.
Mein Partner wird nicht zögern das gleich mir gegenüber zu machen. Die Gefahr ist gross, dass es ab jetzt nur noch darum geht, dem andern zu beweisen, dass ich recht habe und ihn weiter zu demütigen. Besonders perfid wird diese Geschichte, wenn wir die Kinder dazu benutzen, uns gegenseitig unsere Macht zu demonstrieren.

Deshalb…geniessen Sie die fünf Jahre der romantischen Liebe…und machen Sie sich dann bewusst daran, gemeinsam den Rest Ihres Liebeslebens zu gestalten. 

www.zeller-baumeler.ch

Freitag, 10. Februar 2017

Sich verlieben ist keine Kunst ...


Das Prinzip der romantischen Liebe hält sich seit Menschengedenken in der Vorstellung der Liebenden! Viele Märchen beschreiben den dornen- und prüfungsreichen Weg, bis sich die beiden Liebenden gefunden haben und von da an bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden leben. In der modernen Welt haben die Kinoromanzen dieses Bild übernommen. Haben sich die beiden Liebenden nach Irrungen und Wirrungen gefunden, so steht dem Happy-End und dem ewigen Glück nichts mehr im Weg.
Obwohl seit Generationen weitergegeben taugt dieses Modell der Liebe nicht. Klar braucht es ab und zu durchaus einigen Aufwand seine Traumfrau/seinen Traummann zu erobern und sich auf eine Beziehung einzulassen. Dieser Aufwand steht aber in keinem Verhältnis zu dem, was später an Beziehungsarbeit zu leisten ist.
Die durchschnittlich neunmonatige Zeit der Verliebtheit ist geprägt von sexueller Anziehung, von hormonellen Hochs, die einen auf einer Woge des Glücks dahintragen. Anschliessend wandelt sich die Verliebtheit in eine erste Phase der Liebe, welche durchaus noch ins Bild der romantischen Liebe passt. Man ist grundsätzlich in der Beziehung glücklich, ohne viel dafür tun zu müssen. 

Nach durchschnittlich fünf Jahren kommt dieses Liebeskonzept aber zu einem Ende – immer – bei jedem Paar! Auf einmal stehen nicht mehr nur die positiven Eigenschaften der Partnerin/des Partners im Vordergrund, sondern die negativen Seiten werden einem bewusster.  Oft sind es auch gerade die Seiten die man einst bewundert hat, welche sich ins Negative wandeln – aus Schlagfertigkeit wird Besserwisserei – aus Ordnungsliebe wird Pedanterie …

Neben der romantischen Liebe funktioniert aber auch das Modell der Amour fou nicht. Dieser Form, in der zwei Liebende sich in einem sinnlichen Rausch gegen alle Konventionen und Regeln der Gesellschaft stellen und in eine eigene Liebeswelt entfliehen, ist noch viel mehr auf die hormonelle Unterstützung angewiesen. So wundert es auch nicht, dass diese grossen Liebesgeschichten wie sie immer wieder in Büchern und Filmen beschrieben werden, in aller Regel nach spätestens 5 -7 Jahren in einem Meer aus Eifersucht, Betrug und Trennung enden. So wild wie sie begonnen haben, so wild enden sie auch wieder.

Sind die wirklich grossen Liebesgeschichten nicht jene unscheinbaren, wenig spektakulären Paarbeziehungen, die es schaffen, sich auch dann weiterzuentwickeln, wenn die hormonell gesteuerte Anziehung verblasst, wenn Kinder das Zeitbudget bestimmen , wenn Paarzeit zum exklusiven Gut wird! 

Sind nicht jene Paare die grossen Liebespaare unserer Zeit, die sich auch nach 30 und mehr gemeinsamen Jahren noch attraktiv finden (auch im Sexuellen), die einen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen, zwischen Nähe und Distanz gefunden haben!
Diese Paare haben intensiv an ihrer Beziehung gearbeitet, nicht erst als die Krisen eskaliert sind, sondern bereits als die ersten Anzeichen erkennbar wurden.

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