Sonntag, 4. November 2018

Reden wir miteinander!


Gute Gespräche sind das Lebenselexier jeder Paarbeziehung. Solche Gespräche werden im Laufe der Jahre aber immer schwieriger. Paaren wird in dieser Situation oft eine Therapie empfohlen. Eine Therapie ist jedoch per Definition die Behandlung einer Fehlentwicklung. Konflikte in der Beziehung sind aber keine falsche Entwicklung sondern der Normalfall.
Die Partner entwickeln sich als Menschen weiter - die Beziehung wird zum Alltag.  Was die Partner wirklich brauchen sind Gespräche ohne Vorwürfe und Forderungen. Oft ist ein Paar aber nicht mehr in der Lage selbständig solch reflektierte Gespräche zu führen. In dieser Situation hilft es, wenn eine externe Person das Gespräch führt und strukturiert. Die Partner können so ihre Interessen und Bedürfnisse formulieren und sind in der Lage sich gegenseitig wieder zuzuhören.
Dieses geführte miteinander Reden ist ein erster wichtiger Schritt und allein schon Herausforderung genug. Paare die sich nicht mehr verstehen, brauchen also keine Therapie sondern eine dritte Person, welche ein Gespräch wieder ermöglicht.
So sind sie in der Lage, ihre Zukunft eigenverantwortlich zu gestalten. Entweder definieren sie ihr gemeinsames Leben neu oder sie trennen sich in Frieden. 

www.werkraum-mediation.ch

Dienstag, 24. Juli 2018

Wenn Eltern alt werden


Frau M. war immer schon eine dominante Ehefrau und Mutter. Herr M. war der passive und zurückhaltende Part in der Familie. Für den mit Frau und Herrn M. im gleichen Haus wohnenden Sohn Urs und die Schwiegertochter Hanna war es nie einfach mit ihren Eltern/Schwiegereltern unter einem Dach zu wohnen. Solange Herr und Frau M. aber körperlich und geistig fit waren, konnten sie sich arrangieren und gewisse Unterstützung leisten.
Mit zunehmendem Alter und fortschreitender Demenz von Herrn M. wurde die Situation aber immer schwieriger. Frau M. erwartete von Urs und Hanna eine umfassende Betreuung und Pflege des Vaters. Diese wollten und konnten dies aber ab einem gewissen Pflege- und Betreuungsgrad nicht mehr leisten, da sie beide berufstätig waren.
Zusammen mit seinem ebenfalls in der Nähe wohnenden Bruder Ueli suchte und fand Urs einen Heimplatz für beide Elternteile. Sie orientierten ihre anderen Geschwister, die weiter weg wohnenden Marco und Helene. Urs und Hanna bereiteten den Umzug vor. Der Mutter war es dabei wichtig den Haushalt noch nicht aufzulösen.
Marco übernahm die Aufgabe, die Eltern ins Heim zu begleiten.
Als die Schwiegertochter Hanna an diesem Abend von der Arbeit nach Hause kam, bemerkte sie, dass die Eltern noch immer in ihrer Wohnung waren. Es stellte sich heraus, dass die Mutter mit Hilfe von Helene bei Marco die Forderung durchgesetzt hatte, sie und den Vater nicht im Heim zu lassen und wieder mit nach Hause zu nehmen.
Die Stimmung kippte. Per Telefon, Whatsapp und auch persönlich wurden unter den Geschwistern Beschimpfungen, Vorwürfe und Beleidigungen ausgetauscht. Hanna weigerte sich weiter für die Eltern zu sorgen, Spitex-Dienste liess die Mutter nicht in ihre Wohnung. Eine von Urs einberufene Besprechung unter allen Geschwistern endete in einem wüsten Streit.
Wie kann eine solcher Konflikt gelöst werden?
Ein möglicher Weg:
Ueli schlägt zusammen mit Urs seinen beiden andern Geschwistern vor, eine Mediation durchzuführen. Mangels anderer Alternativen und weil ein Lösung  dringend gefunden werden muss, willigen diese ein.
Es finden sechs Mediationssitzungen mit den vier Geschwistern unter der Leitung einer Mediatorin statt. Schnell stellt sich heraus, dass zuerst ganz viele Themen aus der Kindheit und dem bisherigen gemeinsamen Leben der vier Geschwister behandelt werden müssen, bis sie zum Konflikt betreffend Elternbetreuung kommen. Es gelingt ihnen alte Streitigkeiten, Rückweisungen, Zu-kurz-gekommen-sein und Bevorzugungen welche sie vier betreffen auszusprechen und zu klären. In der fünften Sitzung schaffen sie es eine gemeinsame Haltung ihren Eltern gegenüber zu entwickeln. In der sechsten und letzten Sitzung ist ihre Mutter dann auch dabei. Es wird nochmals sehr herausfordernd, ihr gemeinsam die Notwendigkeit eines Heimeintrittes zu vermitteln. Die wohlwollende Geschlossenheit ihrer vier Kinder lässt sie schlussendlich aber dennoch zögernd einwilligen.

Der zweite Umzug ins Heim wird wohl klappen. Klar, Frau M. wird zu Beginn jedes Besuches betonen, dass sie sich zuhause wohler fühlen würde. Herrn M. geht es gut in der speziellen Demenz-Abteilung.
Die vier Geschwister werden in Zukunft anstehende Fragen miteinander besprechen und lösen – wenn es schwierig wird (z.B. Erbschaft) mit Hilfe einer Mediation.

Sonntag, 17. Juni 2018

GEMEINSAM zum Wohl des Kindes


Bei Ehescheidungen stehen finanzielle Aspekte sowie die zukünftige Betreuung der Kinder im Mittelpunkt. Während es dem Geld egal ist, ob es einvernehmlich oder mittels Anwälten geteilt wird, nehmen Kinder Schaden, wenn um sie gestritten wird. Für Kinder ist eine Trennung der Eltern schlimm, sogar wenn sie erwachsen sind. Sie können diese aber unbeschadet überstehen, solange sich die Eltern einvernehmlich einigen.
Wer es also ernst meint mit der Sorge um die Kinder, der setzt sich auch in dieser schwierigen Lebensphase mit seinem Partner/seiner Partnerin zusammen und regelt die Fragen betreffend Obhut, Besuchstage und Unterhalt gemeinsam. Anwälte sind in dieser Phase eher hinderlich. Es ist ihre Aufgabe die Interessen ihrer Mandanten zu vertreten. Wenn es dabei um das Wohl der Kinder geht, geraten sie deshalb oft in ein Dilemma.
Um einvernehmlichen Lösungen zu finden, braucht es keine Anwälte, sondern eine Mediation. In einem solchen Lösungsprozess können die Eltern gegenseitig ihre Interessen, Wünsche und Bedürfnisse formulieren und gemeinsam Lösungen finden.

In einer Scheidung greifen die Aktivitäten der verschiedenen externen Fachpersonen möglichst reibungslos ineinander. Der Mediator unterstützt das Paar beim Formulieren ihrer Interessen und Bedürfnisse und beim Erstellen einer gemeinsamen Scheidungsvereinbarung. Grundsätzlich kann diese das Paar sogar alleine erstellen. Sehr oft ist aber die Beziehung nicht mehr tragfähig, so dass eine externe Hilfe nötig ist. Bei Bedarf kann diese Vereinbarung dann von einem Vertrauensanwalt auf ihre Rechtsgültigkeit überprüft werden. Wird diese gut formulierte Vereinbarung dann dem Gericht eingereicht, wird diese an einem einzigen Gerichtstermin vom Gericht genehmigt.

Die Vorteile und Chancen einer solchen einvernehmlichen Scheidung liegen auf der Hand. Finanziell ist es viel günstiger sich selbst mittels einer Mediation zu einigen, als Anwälte für sich streiten zu lassen. Das ehemalige Paar kann sich auch in Zukunft positiv begegnen, der Rückblick auf die gemeinsame Vergangenheit schmerzt weniger. Und schliesslich können die beiden ehemaligen Partner von sich sagen, wirklich das Beste für Wohl ihrer Kinder getan zu haben.