Früher waren es die Märchen, heute zeigen uns die
Hollywood-Romanzen das Konzept der romantischen Liebe auf. Wenn ich die
Prüfungen bestanden und das Herz meiner Prinzessin/meines Prinzen erobert habe,
dann steht der ewigen Liebe nichts mehr im Weg!
Wir glauben gerne daran…und werden bald eines Besseren
belehrt.
Sich verlieben hat nichts mit Liebe zu tun. Liebe entsteht
erst, wenn Verliebtheit endet. Und dass am Ende der Verliebtheit die Liebe
wartet, ist viel unwahrscheinlicher als wir wahrhaben wollen. Die richtig
stürmische Verliebtheit dauert in der Regel etwa neun Monate. Das ist die Zeit
in der die Hormone überschiessen und ich keine Minuten ohne meine/n Geliebte/n
sein möchte. Oft ist dies eine Zeit des allumfassenden Glücks, ein einziger
Magic Moment.
Nach dem ersten Jahr mündet die Verliebtheit in eine Phase
in der es einfach gut läuft. Das Paar macht sich auf, gemeinsam die Welt zu
entdecken. Der Wunsch nach Bindung entsteht. Zuerst wird die Verbindung
offiziell gemacht. Der Status auf Facebook ist geändert, man bezieht eine
gemeinsame Wohnung, unternimmt Reisen, geht an Konzerte … und beginnt die
gemeinsame Zukunft zu planen.
Nach durchschnittlich vier Jahren endet dieses Phase und von
der anfänglichen Euphorie ist nicht mehr viel übrig. Genau diejenigen Merkmale
meines Partners, die ich anfänglich so toll fand beginnen mich zu nerven. Seine
Beredtheit wird zur Besserwisserei, seine Ordnungsliebe zur Pedanterie, seine
eloquentes Auftreten in der Öffentlichkeit zum ständigen Flirten mit andern
Frauen/Männern. Das ganze passiert natürlich auch mit umgekehrten Rollen. Nach
sieben Jahren erreicht die Sexualität den ersten Tiefpunkt.
Es stellt sich nun die Frage wie weiter. Das Paar muss sich
entscheiden zwischen einer Trennung und einer Langzeitbeziehung – und erst
jetzt taucht das Thema der Liebe auf. Geht es auf den Weg der Langzeitbeziehung,
müssen sich die Partner auf einen langen, herausfordernden und streckenweise
sehr mühsamen Weg einstellen.
Viel einfacher scheint der Weg der seriellen Monogamie. Man
trennt sich nach fünf Jahren, verliebt sich neu und geniesst den nächsten 5-Jahreszyklus.
Das ist ein Lebensentwurf der funktionieren kann. Das Problem ist einfach, dass
das Paar oft nicht gleichzeitig das Ende des Zyklus realisiert und deshalb
derjenige, der noch nicht an diesem Punkt angelangt ist, tief verletzt
zurückbleibt. Das zweite Problem bei dieser Variante sind die gemeinsamen Kinder,
die allenfalls schon da sind.
Wenn man sich aber einfach in sein Schicksal schickt und die
Beziehung weiterführt, obwohl man eigentlich nicht mehr zufrieden ist damit, dann
läuft man in die Triple-D Falle:
D – Desillusionierung: Die Verliebtheit ist verschwunden, man ist im Alltag angekommen. Der
Haushalt muss erledigt werden, die Kinderbetreuung organsiert sein, die
Karriere vorangetrieben – da bleibt für Partnerschaft nicht mehr viel Zeit.
D – Desinteresse: Der Alltag ist organisiert, eine tiefes Niveau an Lebenszufriedenheit
erreicht, das Paar lebt nebeneinanderher – die Gewohnheit, die Bequemlichkeit,
die Kinder hindern mich daran auszubrechen.
D – Demütigung: Mein/e Partner/in ist schuld, dass ich nicht das Leben leben kann,
welches ich mir erträumt habe. Ich stichle, ich rede schlecht über ihn/sie, ich
betrüge ihn/sie … und bei jeder Art von häuslicher Gewalt ist das Paar an
diesem Punkt angekommen.
Das kann definitiv nicht der Weg sein!
In den Triple-D Modus fallen die Paare, die nicht aktiv
werden und versuchen einen andern Weg zu gehen. Dieser andere Weg kann nur
Ko-Evolution sein: sich mit diesen destruktiven Mechanismen auseinandersetzen, Lebensträume
austauschen, Sexualität auf die Traktandenliste setzen.
Dieser Weg ist anspruchsvoll, herausfordernd, kräfteraubend
- aber von ewiger Liebe träumt, muss ihn gehen!
www.zeller-baumeler.ch
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