Freitag, 10. Februar 2017

Sich verlieben ist keine Kunst ...


Das Prinzip der romantischen Liebe hält sich seit Menschengedenken in der Vorstellung der Liebenden! Viele Märchen beschreiben den dornen- und prüfungsreichen Weg, bis sich die beiden Liebenden gefunden haben und von da an bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden leben. In der modernen Welt haben die Kinoromanzen dieses Bild übernommen. Haben sich die beiden Liebenden nach Irrungen und Wirrungen gefunden, so steht dem Happy-End und dem ewigen Glück nichts mehr im Weg.
Obwohl seit Generationen weitergegeben taugt dieses Modell der Liebe nicht. Klar braucht es ab und zu durchaus einigen Aufwand seine Traumfrau/seinen Traummann zu erobern und sich auf eine Beziehung einzulassen. Dieser Aufwand steht aber in keinem Verhältnis zu dem, was später an Beziehungsarbeit zu leisten ist.
Die durchschnittlich neunmonatige Zeit der Verliebtheit ist geprägt von sexueller Anziehung, von hormonellen Hochs, die einen auf einer Woge des Glücks dahintragen. Anschliessend wandelt sich die Verliebtheit in eine erste Phase der Liebe, welche durchaus noch ins Bild der romantischen Liebe passt. Man ist grundsätzlich in der Beziehung glücklich, ohne viel dafür tun zu müssen. 

Nach durchschnittlich fünf Jahren kommt dieses Liebeskonzept aber zu einem Ende – immer – bei jedem Paar! Auf einmal stehen nicht mehr nur die positiven Eigenschaften der Partnerin/des Partners im Vordergrund, sondern die negativen Seiten werden einem bewusster.  Oft sind es auch gerade die Seiten die man einst bewundert hat, welche sich ins Negative wandeln – aus Schlagfertigkeit wird Besserwisserei – aus Ordnungsliebe wird Pedanterie …

Neben der romantischen Liebe funktioniert aber auch das Modell der Amour fou nicht. Dieser Form, in der zwei Liebende sich in einem sinnlichen Rausch gegen alle Konventionen und Regeln der Gesellschaft stellen und in eine eigene Liebeswelt entfliehen, ist noch viel mehr auf die hormonelle Unterstützung angewiesen. So wundert es auch nicht, dass diese grossen Liebesgeschichten wie sie immer wieder in Büchern und Filmen beschrieben werden, in aller Regel nach spätestens 5 -7 Jahren in einem Meer aus Eifersucht, Betrug und Trennung enden. So wild wie sie begonnen haben, so wild enden sie auch wieder.

Sind die wirklich grossen Liebesgeschichten nicht jene unscheinbaren, wenig spektakulären Paarbeziehungen, die es schaffen, sich auch dann weiterzuentwickeln, wenn die hormonell gesteuerte Anziehung verblasst, wenn Kinder das Zeitbudget bestimmen , wenn Paarzeit zum exklusiven Gut wird! 

Sind nicht jene Paare die grossen Liebespaare unserer Zeit, die sich auch nach 30 und mehr gemeinsamen Jahren noch attraktiv finden (auch im Sexuellen), die einen Ausgleich zwischen Geben und Nehmen, zwischen Nähe und Distanz gefunden haben!
Diese Paare haben intensiv an ihrer Beziehung gearbeitet, nicht erst als die Krisen eskaliert sind, sondern bereits als die ersten Anzeichen erkennbar wurden.

www.zeller-baumeler.ch

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